Im Mekong-Delta werden die nutzbaren Grundwasserressourcen auf etwa 4,5 Millionen m³/Tag geschätzt, während die geschätzte Entnahme etwa 2 Millionen m³/Tag beträgt. Die unsachgemäße Förderung und Bewirtschaftung des Grundwassers ist jedoch ein großes Problem, zumal es keinen Plan für die Entnahme gibt und diese räumlich ungleichmäßig verteilt sind. Eine hohe Grundwasser-entnahme in den städtischen Gebieten wie My Tho, Can Tho, Rach Gia, Ca Mau und Bac Lieu, hat schwerwiegende negative Auswirkungen, wie z. B. ein Absinken des Wasserspiegels, eine Erschöpfung des Grundwassers, zunehmende Verschmutzung, die Gefahr des Eindringens von Salzwasser und Bodensenkungen.
Welche Rolle spielt das Grundwasser in Ihrem Kontext (Stadt/Land)?
In der grundlegenden Resolution Nr. 120/NQ-CP des Premierministers über die nachhaltige und klimaresiliente Entwicklung des Mekong-Deltas aus dem Jahr 2017 wird Wasser als entscheidender Faktor für jegliche Entwicklung im Delta genannt. Trotz des offensichtlichen Überflusses an Oberflächenwasser im Delta spielt das Grundwasser eine entscheidende Rolle bei der Sicherstellung der Wasserversorgung. Vietnam betrachtet daher das Grundwasser im Mekong-Delta als kostbare und strategische Ressource, die nur für Trinkwasser und andere wichtige Zwecke verwendet werden sollte.
Was bedeutet der Klimawandel und die Anpassung an ihn für die Grundwassernutzung in Ihrem Kontext?
Das Mekong-Delta ist weitgehend von Wasser aus dem Ausland abhängig (95 %). In den letzten drei Jahren sind die Hauptströme des Mekong auf den niedrigsten Stand seit 60 Jahren gesunken. Heutzutage treten extreme Ereignisse wie Dürren häufiger auf, zuletzt 2016, 2019 und 2020. Das Eindringen von Salzwasser in die Flüsse und Kanäle des Deltas während der Trockenzeit wird immer gravierender. Im Jahr 2016 drang Salzwasser bis zu 60–80 km vom Meer ins Hinterland ein und beeinträchtigte große Teile des Wasserversorgungs- und ‑verteilungssystems des Deltas. In den Küstengebieten hat der Mangel an Süßwasser für die Bewässerung die Produktivität von Obstbäumen und Nassreis um bis zu 70 % verringert. Aufgrund des Mangels und der Unzuverlässigkeit des Oberflächenwassers sind große Teile der Ca Mau-Halbinsel in puncto Trinkwasser, landwirtschaftliche und industrielle Wasserversorgung zu 100 % vom Grundwasser abhängig.
Welches sind die größten Herausforderungen in Bezug auf das Grundwasser in Ihrem Umfeld?
Übermäßiges Abpumpen von Grundwasser, insbesondere in städtischen Gebieten, lässt den Grundwasserleitern keine Zeit, sich zu erholen, was zu einem starken Absinken des Wasserspiegels führt. Die Qualität des Grundwassers ist durch Verschmutzung und Eindringen von Salzwasser gefährdet. Am kritischsten ist, dass dies zur Bodensenkung in den jungen, sedimentären, flachen Grundwasserleitern beiträgt.
Was unternimmt Ihre Institution im Bereich der Grundwasserbewirtschaftung und des Grundwasserschutzes? Welche innovativen Ansätze gibt es in Ihrem Umfeld zu Grundwasserfragen?
Unser Schwerpunkt liegt auf einer verbesserten Wasser-Governance. NAWAPI wurde von MONRE beauftragt, einen umfassenden Wasserressourcenplan für die Region des Mekong-Deltas zu entwickeln. Die Regulierung der Pumpendichte und ‑kapazität wird ein zentrales Element des Wasserplans sein. In den Gebieten mit reichlichen Niederschlägen soll das Regenwasser gespeichert, reguliert und in der Trockenzeit umverteilt werden. Außerdem müssen wir im Hinblick auf die regionale Wassersicherheit angemessene und sichere Entnahmemengen für Grundwasser neu festlegen. All dies wird sich in der Wasserplanung widerspiegeln. Unser Ziel ist es, integrierte, aufeinander abgestimmte Lösungen im Sinne eines Konzepts der regionalen Verknüpfung zu entwickeln. Eine wichtige Rolle spielt auch die Sensibilisierung der Bevölkerung und der Wassernutzerinnen – und nutzer für die Bedeutung und den Schutz des Grundwassers.
Dr. Triệu Đức Huy ist Vice General Director des National Center for Water Resources Planning and Investigation (NAWAPI), Ministry of Natural Resources and Environment (MONRE), Vietnam