Grund­was­ser in Deutschland

Ver­fügt Deutsch­land über aus­rei­chend Grundwasser?

Deutsch­land hat das Glück, sehr gro­ße Was­ser­res­sour­cen zur Ver­fü­gung zu haben. In 2017 wur­den nur etwa 15 % der Was­ser­res­sour­cen Deutsch­lands genutzt, ein Groß­teil davon zur Küh­lung von Kraftwerken.

Grund­was­ser ist für die Trink­was­ser­ver­sor­gung in Deutsch­land sehr wich­tig. Es deckt mehr als 70 % des Trink­was­ser­be­darfs.
Vor allem im Nor­den und Osten Deutsch­lands befin­den sich in den meis­ten Regio­nen sehr ergie­bi­ge Grund­was­ser­lei­ter. Doch auch in Bay­ern und ent­lang des Rheins gibt es gro­ße und ergie­bi­ge Grund­was­ser­res­sour­cen. In den Mit­tel­ge­bir­gen befin­den sich in der Regel kaum bedeu­ten­de Grund­was­ser­res­sour­cen. Das hat dazu geführt, dass hier Ober­flä­chen­was­ser und Stau­seen eine grö­ße­re Rol­le spie­len.

Für die Trink­was­ser­ver­sor­gung sind in Deutsch­land über 5.900 Was­ser­ver­sor­ger zustän­dig, die zum größ­ten Teil als kom­mu­na­le Unter­neh­men betrie­ben werden.

Her­aus­for­de­run­gen: Grund­was­ser­qua­li­tät bewahren

Grund­was­ser ist in der Regel gut vor Ver­schmut­zung geschützt. Den­noch ist die Grund­was­ser­qua­li­tät vor allem durch den Men­schen gefähr­det. In Deutsch­land berei­tet ins­be­son­de­re das Dün­ge­mit­tel Nitrat aus der Land­wirt­schaft Sor­gen. Die­ses wird mit Gül­le und Dün­ger auf die Fel­der gebracht und kann unter ungüns­ti­gen Bedin­gun­gen – oder bei über­mä­ßi­ger Anwen­dung – ins Grund- und Ober­flä­chen­ge­wäs­ser gelan­gen. Laut Umwelt­bun­des­amt sind aktu­ell 27 % der Grund­was­ser­kör­per in einem schlech­ten che­mi­schen Zustand. Bei ihnen wird der Grenz­wert für Nitrat von 50 mg/l über­schrit­ten. Die­se Pro­ble­ma­tik tritt ins­be­son­de­re in den Regio­nen Nord­west­deutsch­lands auf, in denen die Tier­dich­te der indus­tri­el­len Land­wirt­schaft sehr hoch ist.

Grundwasserergiebigkeit_DE

Hohe Kos­ten durch ver­schmutz­tes Grundwasser

Die­se Ver­schmut­zung stellt Trink­was­ser­ver­sor­ger in den betrof­fe­nen Regio­nen vor gro­ße Pro­ble­me. Sie müs­sen das Trink­was­ser mit hohen finan­zi­el­len Kos­ten auf­be­rei­ten, um das Nitrat zu ent­fer­nen. Berech­nun­gen zufol­ge kann dies zu einem Anstieg der Was­ser­ta­ri­fe um bis zu 45 % füh­ren. Daher set­zen vie­le Ver­sor­ger auf Koope­ra­ti­ons­mo­del­le mit der Land­wirt­schaft. Die­se beinhal­ten neben der Bera­tung in was­ser­scho­nen­der Bewirt­schaf­tung auch Prä­mi­en, etwa für den Umstieg auf Öko­land­bau. Mit Erfolg: Ers­te Erfah­run­gen zei­gen, dass es sehr viel güns­ti­ger ist, den Ein­trag des Nitrats zu ver­mei­den, als das Was­ser tech­nisch aufzubereiten.

Kli­ma­wan­del: höhe­re Nach­fra­ge nach Grundwasser

Die Som­mer 2018 und 2020 haben ver­deut­licht, dass selbst im regen­rei­chen Deutsch­land Dür­ren vor­kom­men kön­nen. Sind die Trink­was­serstau­seen dadurch nahe­zu leer, führt dies zu einer stei­gen­den Nach­fra­ge nach Grund­was­ser. Denn das Grund­was­ser ist hier­zu­lan­de unser größ­ter Was­ser­spei­cher. In lan­gen Tro­cken­pe­ri­oden neh­men daher Nach­fra­ge und Nut­zung von Grund­was­ser deut­lich zu. Gleich­zei­tig nimmt die Erneue­rung des Grund­was­sers durch den aus­blei­ben­den Nie­der­schlag ab.

Infol­ge­des­sen ver­rin­gert sich das Grund­was­ser­an­ge­bot. Die Pro­gno­sen zur Neu­bil­dung von Grund­was­ser zeich­nen für Deutsch­land mit­tel­fris­tig einen abneh­men­den Trend. Doch schon heu­te gibt es Gebie­te mit mit­tel- bis schwach ergie­bi­gen Grund­was­ser­lei­tern, in denen bereits nach einem Tro­cken­jahr 35 % weni­ger Was­ser aus den Quel­len kam – etwa in Bay­ern und den Mit­tel­ge­bir­gen. Nach meh­re­ren Tro­cken­jah­ren lie­fer­ten eini­ge Quel­len in Bay­ern zum Bei­spiel sogar 60 % weni­ger Was­ser. Dies stellt die Was­ser­ver­sor­gung in Deutsch­land unter gro­ßen Anpassungsdruck.

Die Pro­gno­sen zum Kli­ma­wan­del sagen eine Zunah­me sol­cher Dür­re­pe­ri­oden vor­aus. Dabei ist zwi­schen den aku­ten Bedarfs­spit­zen der Trink­was­ser­ver­sor­gung wäh­rend Hit­ze­pe­ri­oden und den mit­tel- bis lang­fris­tig stei­gen­den Bedar­fen zu unter­schei­den. Die stei­gen­de Nach­fra­ge wird mit­tel­fris­tig vor allem durch die land­wirt­schaft­li­che Bereg­nung getrie­ben. Bei­spiel Nie­der­sa­chen: In die­sem Bun­des­land wur­de für eini­ge Regio­nen ein zusätz­li­cher Bereg­nungs­be­darf zwi­schen 15 % und 30 % errechnet.