Grund­was­ser weltweit

Grund­was­ser und Kli­ma in der Entwicklungszusammenarbeit

Seen und Flüs­se trock­nen aus, Dür­ren und Hoch­was­ser­er­eig­nis­se neh­men zu. Doch der Kli­ma­wan­del wird sich nicht nur auf das Ober­flä­chen­was­ser aus­wir­ken. Auch die Grund­was­ser­res­sour­cen kön­nen von Kli­ma­ver­än­de­run­gen betrof­fen sein. Das kann erheb­li­che Aus­wir­kun­gen auf die Gesund­heit von Mensch und Umwelt, die Lebens­grund­la­gen, die Ernäh­rungs­si­cher­heit sowie die sozia­le und wirt­schaft­li­che Sta­bi­li­tät haben.

Im länd­li­chen Raum sind fla­che Brun­nen oft die ein­zi­ge Trink­was­ser­quel­le. Das Grund­was­ser stillt aber nicht nur den Durst, son­dern sichert in tro­cke­nen Gebie­ten auch den Ertrag von Fel­dern und Gär­ten- und damit die Ernäh­rungs­si­cher­heit. Gleich­zei­tig füh­ren Bevöl­ke­rungs­wachs­tum, höhe­re land­wirt­schaft­li­che Pro­duk­ti­on, wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung sowie die Zunah­me von Dür­ren zu einem Anstieg des Was­ser­be­darfs. Das kann dazu füh­ren, dass vie­le die­ser fla­chen Brun­nen tro­cken­fal­len. Dabei kommt es zu einem Absin­ken der Grund­was­ser­pe­gel unter das Niveau der Brun­nen­ba­sis.
Ist ein Brun­nen tro­cken, wer­den die Men­schen gezwun­gen, Was­ser­res­sour­cen zu ver­wen­den, die even­tu­ell stark ver­schmutzt sind. Auch der zeit­li­che Auf­wand zum Was­ser­ho­len – oft die Auf­ga­be der Frau­en – kann enorm stei­gen. Im schlimms­ten Fall sind die Men­schen von bei­den Sze­na­ri­en betroffen.

Grund­was­ser bie­tet die Chan­ce zur Klimaanpassung

Ver­hee­ren­de Dür­ren wer­den mit den zukünf­ti­gen Kli­ma­ver­än­de­run­gen zuneh­men. Um zu ver­mei­den, dass eine Dür­re zur Kata­stro­phe wird, sind Anpas­sungs­stra­te­gien not­wen­dig. Grund­was­ser bie­tet dafür her­vor­ra­gen­de Vor­aus­set­zun­gen: Nie­der­schlag kann in regen­rei­chen Zei­ten auf­ge­fan­gen und im Unter­grund gespei­chert wer­den. Zur soge­nann­ten Anrei­che­rung von Grund­was­ser gibt es eine Rei­he erprob­ter Ansät­ze. Mit rela­tiv ein­fa­chen Mit­teln kann zum Bei­spiel Regen von Dächern und Plät­zen gesam­melt und über Mul­den ver­si­ckert wer­den. Zudem kön­nen auch grö­ße­ren Men­ge, etwa auf­be­rei­te­tes Abwas­ser, gezielt über Brun­nen in den Unter­grund gebracht werden.

Der Unter­grund als Wasserspeicher

In bei­den Fäl­len ist das Was­ser somit vor Ver­duns­tung und Ver­schmut­zung größ­ten­teils geschützt. Wäh­rend der Tro­cken­zei­ten kann es dann jeder­zeit wie­der geför­dert wer­den – und zwar genau dort, wo es jeweils benö­tigt wird. Grund­was­ser­an­rei­che­rung muss sorg­fäl­tig geplant wer­den, die geo­lo­gi­schen Ver­hält­nis­se und Pro­zes­se vor Ort soll­ten gut erforscht und beob­ach­tet wer­den. So kön­nen nega­ti­ve Effek­te, bei­spiels­wei­se die Vernäs­sung von Häu­sern, ver­mie­den wer­den. Rich­tig umge­setzt ist der Unter­grund als Was­ser­spei­cher eine idea­le Anpas­sungs­stra­te­gie an den Kli­ma­wan­del – ins­be­son­de­re in Regio­nen mit sich abwech­seln­den aus­ge­präg­ten Regen- und Dürrezeiten.

Grund­was­ser bedeu­tet loka­le Entwicklung

Im Gegen­satz zu Flüs­sen und Seen ist Grund­was­ser unter­ir­disch oft­mals bereits auf gro­ße Gebie­te ver­teilt. Bäue­rin­nen und Bau­ern, die ihre Fel­der bewäs­sern, wis­sen dies zu schät­zen. Sie müs­sen in der Regel kei­ne auf­wän­di­gen und teu­ren Däm­me und Kanä­le für Fluss­was­ser bau­en. Statt­des­sen kön­nen sie Brun­nen in rela­ti­ver Nähe zu ihren Fel­der boh­ren und das Was­ser von dort zu ihren Pflan­zen brin­gen. Auch in der Trink­was­ser­ver­sor­gung ist die Nut­zung des loka­len Grund­was­sers – sofern vor­han­den – das Mit­tel der Wahl. Dies gilt ins­be­son­de­re in länd­li­chen Gebie­ten. Auf die­se Wei­se kann auf den Bau von Fern­lei­tungs- und Kanal­sys­te­men ver­zich­tet werden.

Loka­le Pro­fi­te statt Abhän­gig­keit von Großprojekten

Für die Ent­wick­lung loka­ler Gemein­den bie­tet Grund­was­ser zahl­rei­che Vor­tei­le. Dies gilt ins­be­son­de­re gegen­über was­ser­bau­li­chen Groß­pro­jek­ten, die mas­si­ve Inves­ti­tio­nen und zen­tra­le Insti­tu­tio­nen für den Bau und Betrieb erfor­dern. Denn wäh­rend Flüs­se und Seen vor allem eine groß­räu­mi­ge Bedeu­tung für die Ent­wick­lung haben – bei­spiels­wei­se durch gro­ße Stau­seen zur Ener­gie­er­zeu­gung – bleibt der wirt­schaft­li­che Nut­zen beim Grund­was­ser in der Regel in den loka­len Gemein­schaf­ten. So erhöht Grund­was­ser nicht nur die Lebens­qua­li­tät durch sau­be­res Trink­was­ser, son­dern kann auch zur Bewäs­se­rung genutzt wer­den. Grund­was­ser leis­tet somit einen wich­ti­gen Bei­trag zur Ernäh­rungs­si­che­rung und schafft Ein­kom­mens­per­spek­ti­ven in der Land­wirt­schaft. Dar­über hin­aus kön­nen die Grund­was­ser­res­sour­cen für wei­te­re wirt­schaft­li­che Akti­vi­tä­ten ver­wen­det wer­den, bei­spiels­wei­se um die pro­du­zier­ten Pro­duk­te wei­ter zu ver­ar­bei­ten. In der Wert­schöp­fungs­ket­te pro­fi­tie­ren die loka­len Gemein­schaf­ten also beson­ders vom Grund­was­ser und den Ein­kom­mens­mög­lich­kei­ten, die es vor allem im länd­li­chen Raum generiert.

Grund­was­ser und Nach­hal­tig­keit vereinbaren

Beson­ders im Mit­tel­meer­raum und im Nahen Osten wird Grund­was­ser seit Jahr­tau­sen­den zur Bewäs­se­rung genutzt. In Indi­en wur­de in den 70er Jah­ren mit der Elek­tri­fi­zie­rung des indi­schen Sub­kon­ti­nents die Grund­was­ser­be­wäs­se­rung mas­siv vor­an­ge­trie­ben, um Hun­gers­nö­ten vor­zu­beu­gen. Die elek­tri­sche Ener­gie zum Pum­pen des Grund­was­sers ist teil­wei­se bis heu­te kos­ten­los. Das Ergeb­nis in den über­wie­gend tro­cke­nen Gebie­ten ist eine mas­si­ve Über­nut­zung der Res­sour­ce. Die Fol­gen: fal­len­de Grund­was­ser­spie­gel und tro­cken­ge­fal­le­ne Brunnen.

Dage­gen wird Grund­was­ser in Sub­sa­ha­ra-Afri­ka bis­her wenig genutzt. Der­zeit kommt es über­wie­gend in der länd­li­chen Trink­was­ser­nut­zung zum Ein­satz. Wie lau­tet also das Ziel eines guten Grund­was­ser­ma­nage­ments? Das öko­no­mi­sche Poten­zi­al der Grund­was­ser­res­sour­cen muss opti­mal aus­ge­nutzt wer­den – inner­halb der Gren­zen der Nach­hal­tig­keit. Das Grund­was­ser darf weder über­nutzt noch ver­schmutzt werden.

Grund­was­ser: ein sau­be­res Lebensmittel

Trin­ken, Nah­rung zube­rei­ten, Duschen, Hän­de waschen, Wäsche waschen, Toi­let­te spü­len: Was­ser hat für die Gesund­heit des Men­schen eine zen­tra­le Bedeu­tung. Daher ist eine gute Was­ser­qua­li­tät beson­ders wich­tig. Ver­un­rei­nig­tes Trink­was­ser über­trägt durch Para­si­ten, Viren und Bak­te­ri­en Krank­hei­ten wie Cho­le­ra, Typhus, Bil­har­zio­se und Hepa­ti­tis. Laut dem Welt­was­ser­be­richt 2019 ster­ben jedes Jahr rund 1,5 Mil­lio­nen Men­schen an den Fol­gen ver­un­rei­nig­ten Trink­was­sers, die meis­ten davon in Sub­sa­ha­ra-Afri­ka. Betrof­fen sind dort vor allem Men­schen in Slums oder in länd­li­chen Gebie­ten, die nicht an eine siche­re Trink­was­ser­ver­sor­gung ange­schlos­sen sind.

Grund­was­ser braucht Schutzzonen

Für die­se Men­schen stellt Grund­was­ser eine Mög­lich­keit dar, sich mit qua­li­ta­tiv gutem Trink­was­ser zu ver­sor­gen. Denn das Grund­was­ser ist dank des dar­über lie­gen­den Bodens und der Gesteins­schich­ten bes­ser vor Ver­schmut­zung geschützt als Ober­flä­chen­was­ser. Doch auch der Mensch muss zum Schutz des Grund­was­sers bei­tra­gen. In vie­len Gegen­den, beson­ders in den ärms­ten Regio­nen der Welt, gibt es weder Toi­let­ten noch funk­tio­nie­ren­de Abwas­ser­sys­te­me. So gelan­gen Fäka­li­en und Krank­heits­er­re­ger in das Grund­was­ser – und schließ­lich in die Brun­nen. Um das zu ver­hin­dern, muss eine funk­tio­nie­ren­de Sani­tär­ver­sor­gung gewähr­leis­tet sein. Außer­dem müs­sen die Grund­was­ser­res­sour­cen durch Schutz­zo­nen bewahrt wer­den. Sie sor­gen dafür, dass in der Nähe von Quel­len oder Brun­nen kei­ne Abwäs­ser in den Unter­grund gelan­gen. Die Grö­ße die­ser Schutz­zo­nen rich­tet sich nach den jewei­li­gen geo­lo­gi­schen Ver­hält­nis­sen. Ver­weilt das Was­ser lan­ge genug im Unter­grund, wird es durch das Gestein gefil­tert und gesäu­bert. Je schnel­ler das Grund­was­ser durch den Unter­grund fließt, des­to grö­ßer muss die Schutz­zo­ne sein.