2.500 Kubikmeter — In dieser Größenordnung liegt die Menge neuen Grundwassers, die im Mittel jährlich in Deutschland auf bzw. unter einem Hektar Ackerland gebildet wird. Natürlich hängt die Menge erstmal von der regionaltypischen Niederschlagsmenge selber ab. In den Winterhalbjahren – d. h. wenn der Verbrauch durch die Pflanzen ruht – versickert dann besonders unter sandigen Böden ein großer Anteil der Niederschläge und ergänzt den Grundwasservorrat. Dagegen geben bindige Böden, welche die Niederschläge gut im durchwurzelten Bereich speichern können, vergleichsweise wenig Wasser in das Grundwasser ab. Die Grundwasserneubildung unter Wald – besonders unter dem immergrünen Nadelwald – ist deutlich geringer als unter Ackerland.
Welche Bedeutung hat Grundwasser für die Landwirtschaft in Deutschland?
Bei Pflanzen besteht ein unmittelbarer, weitgehend linearer Zusammenhang, also ein festes Verhältnis, zwischen der verbrauchten Wassermenge und der daraus von der Pflanze gebildete Trockenmasse (Liter pro Kilogramm). Das Wasser dafür kann aus Grundwasser – dort, wo es für die Wurzeln oberflächennah verfügbar ist – oder aus vom Boden gespeicherten Niederschlägen kommen (Bodenwasser). Z. B. die fruchtbaren Böden der Börderegionen können die Winterniederschläge fast vollständig speichern, so dass die Pflanzen sich in Trockenperioden aus dem im Winterhalbjahr gesammelten Bodenwasser „bedienen“ können. Wo allerdings sowohl der Grundwasseranschluss der Pflanzenwurzeln als auch ausreichende Speichereigenschaften des Bodens fehlen, werden mancherorts in Trockenperioden mit Hilfe der Feldberegnung aus Grundwasser die Ernten und Qualitäten aufwändig gerettet. Wegen ihrer sicheren Erträge und Produktqualitäten entwickelten sich solche Beregnungsregionen — trotz der hohen Kosten für die Bewässerung — zu hochspezialisierten und gefragten Marktpartnern.
Welche Rolle spielt der Klimawandel und die Anpassung daran für die landwirtschaftliche Grundwassernutzung in Deutschland?
Wegen der zunehmenden Häufigkeit, aber auch zunehmenden Dauer der Trockenphasen, stellt sich mittlerweile für immer mehr landwirtschaftliche Flächen bzw. für ihre Bewirtschafter die Frage nach dem „Einstieg“ in die teure Bewässerung (Feldberegnung) oder nach ihrer Ausweitung – und damit nach der Grundwasserverfügbarkeit. Steigende Temperaturen bedeuten außerdem, dass die Verdunstung zunimmt – das heißt, dass ein im durchwurzelbaren Boden gespeicherter Wasservorrat früher verbraucht ist. Zusammenfassend führt das dazu, dass die landwirtschaftliche Nachfrage nach Grundwasser steigt.
Was sind die größten Herausforderungen in Bezug auf die landwirtschaftliche Grundwassernutzung?
Landwirtschaftliche Betriebe dürfen nur dort Grundwasser zur Feldberegnung nutzen, wo nachgewiesen wurde, dass sowohl die örtlichen Gewässer und Landökosysteme als auch die Trinkwasserversorgung sicher geschützt sind.
In jenen Regionen, wo sich abzeichnet, dass zusätzliche Grundwasserentnahmen die Ökosysteme eventuell schädigen könnten, muss diese Frage durch langwierige und teure hydrogeologische, bodenkundliche und naturschutzfachliche Untersuchungen sowie – falls schließlich eine Erlaubnis gewährt wird – durch ein dauerhaftes Monitoring geklärt werden. Ein solches Verfahren bedeutet für die antragstellenden Betriebe einen sehr hohen finanziellen und organisatorischen Aufwand – dem ist nicht jede/r gewachsen, und auch ein Risiko, weil offen ist, ob die beantragte Grundwassermenge überhaupt verfügbar sein wird.
Darüber hinaus können erteilte Grundwasserentnahmeerlaubnisse ohne Ausgleich widerrufen werden, falls entsprechende neue Erkenntnisse vorliegen. Da derartige nachträgliche Kürzungen bisher keine Bedeutung hatten, wird dieses Risiko oft in der Landwirtschaft ausgeblendet, obwohl auf der Grundlage der erlaubten Entnahmemengen enorme ackerbauliche Folgeinvestitionen fußen.
Welche Beiträge kann die Landwirtschaft für eine nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung liefern? Welche innovative Ansätze gibt es?
Die nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung wird durch die örtlich zuständigen Wasserbehörden sichergestellt. Ein Bestandteil davon ist, dass sie die erlaubten Entnahmemengen begrenzen. Teilweise — z. B. in Niedersachsen, wo Feldberegnung eine lange Tradition hat — wird zusätzlich alljährlich ein verbrauchsabhängiges Entgelt berechnet.
In einigen Regionen, in denen eine hohe Nachfrage nach Feldberegnung auf ein überschaubares Grundwasserangebot trifft, stieß die Beregnungslandwirtschaft Projekte an, in denen nach neuen Wegen zur Beschaffung von Beregnungswasser gesucht wird. Besonders bedeutend war z. B. der Bau des Elbe-Seitenkanals in Niedersachsen in den 1970ern, der schon damals neben der Schifffahrt auch für die Bereitstellung von Beregnungswasser ausgerüstet wurde – quasi ein regionaler Wasserimport. Auch wird bereits Prozesswasser aus der Nahrungsmittelerzeugung während des Winterhalbjahrs in Becken für die Feldberegnung zwischengelagert, um Grundwasservorräte zu schonen. Besonders innovativ ist die Versickerung von gereinigtem kommunalem Abwasser auf einem Waldstandort (ca. 35 Hektar), wo sich das Grundwasser erst tiefer als 20 Meter unter der Oberfläche findet. Trinkwassergewinnungsgebiete befinden sich nur in weiter Entfernung. Das Besondere ist, dass die Kosten, um das Wasser laufend dorthin zu pumpen, von örtlichen Beregnungslandwirten getragen werden. Im Gegenzug dürfen sie den größten Teil der versickerten Menge später wieder durch ihre Beregnungsbrunnen entnehmen – also eine Nutzung des Grundwasserleiters als natürliches, unterirdisches Speicherbecken.
Elisabeth Schulz ist Projektmanagerin der Fachgruppe Nachhaltige Landnutzung — Ländliche Entwicklung, Bezirksstelle Uelzen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen