Auf Atoll­in­seln hängt die Was­ser­ver­sor­gung weit­ge­hend von einer Lin­se aus fri­schem Grund­was­ser ab, das auf einem Brack­was­ser­kör­per “schwimmt”. Kiri­ba­ti ist eine Insel­re­pu­blik im Zen­tral­pa­zi­fik, das aus 33 Atol­len besteht, die sich über eine Flä­che von etwa 5 Mil­lio­nen km² erstre­cken. Mit fast 60.000 Ein­woh­ne­rin­nen und Ein­woh­nern im Jahr 2015 ist der süd­li­che Teil des Tara­wa-Atolls das wich­tigs­te städ­ti­sche Gebiet Kiri­ba­tis. Die Bevöl­ke­rung wird mit Was­ser aus den Süß­was­ser­lin­sen auf den Inseln Bon­ri­ki und Buo­ta versorgt.

Die Bon­ri­ki-Lin­se wur­de 1977 zum Was­ser­re­ser­vat erklärt. Die Ent­nah­me von Grund­was­ser begann in den 1970er Jah­ren und wur­de in den dar­auf­fol­gen­den Jahr­zehn­ten aus­ge­wei­tet. Um das Risi­ko des Auf­stei­gens von Salz­was­ser zu ver­rin­gern, erfolgt die Ent­nah­me über ein Sys­tem von hori­zon­ta­len Brun­nen, den so genann­ten Infil­tra­ti­ons­ga­le­rien. Die Anzahl der Gale­rien stieg von ursprüng­lich 4 auf 22 im Jahr 2003, und die Ent­nah­me­ra­te, die der­zeit als nach­hal­tig ange­se­hen wird, beträgt 1.660 m³/Tag.

Der Sta­tus der Lin­se als Was­ser­schutz­ge­biet bedeu­tet, dass die Besied­lung, der Sand- und Kies­ab­bau und die Land­wirt­schaft ver­bo­ten sind. Die Durch­set­zung die­ser Vor­schrif­ten ist pro­ble­ma­tisch, so dass ein hohes Risi­ko der Ver­schmut­zung des Süß­was­sers besteht. Das stän­di­ge Abpum­pen macht die Lin­se auch anfäl­li­ger für Ver­sal­zung wäh­rend Dür­re­pe­ri­oden, wes­halb die der­zei­ti­ge Bewirt­schaf­tungs­pra­xis einer kon­stan­ten Ent­nah­me­quo­te neu bewer­tet wird.

Manage­ment­an­satz

Der Zustand der Lin­se wird mit Hil­fe eines Sys­tems von Beob­ach­tungs­brun­nen über­wacht, an denen alle drei Mona­te der Salz­ge­halt gemes­sen wird. Der Nie­der­schlag wird täg­lich gemes­sen, und anhand die­ser Daten kann die Reak­ti­on der Lin­se auf Nie­der­schlag und Ent­nah­me ermit­telt wer­den. Die Daten zei­gen, dass die Lin­se seit den 1980er Jah­ren dün­ner gewor­den ist und, dass der Salz­ge­halt des ent­nom­me­nen Was­sers heu­te stär­ker auf die Nie­der­schlä­ge reagiert als in der Vergangenheit.

Einer der künf­ti­gen Bewirt­schaf­tungs­an­sät­ze, die der­zeit erwo­gen wer­den, beinhal­tet ein dyna­mi­sches Pum­pen­sys­tem, bei dem die Brun­nen in Abhän­gig­keit von den Nie­der­schlä­gen und dem Salz­ge­halt des ent­nom­me­nen Grund­was­sers ein- und aus­ge­schal­tet wer­den. Auf der Grund­la­ge vor­her fest­ge­leg­ter Schwel­len­wer­te für den Salz­ge­halt kann ein Brun­nen wäh­rend einer Dür­re­pe­ri­ode abge­schal­tet und wie­der ein­ge­schal­tet wer­den, wenn der Salz­ge­halt des Grund­was­sers für eine bestimm­te Zeit unter einem bestimm­ten Wert bleibt. Dies hat zur Fol­ge, dass weni­ger Was­ser aus der Süß­was­ser­re­ser­ve zuge­führt wer­den kann, was jedoch der lang­fris­ti­gen Nach­hal­tig­keit der Lin­se zugutekommt.

Die gerin­ge­re Ver­füg­bar­keit von Grund­was­ser wäh­rend einer Dür­re bedeu­tet, dass ande­re Was­ser­ver­sor­gungs­op­tio­nen, wie ent­salz­tes Meer­was­ser oder Regen­was­ser, erfor­der­lich wer­den. Um die sozio­öko­no­mi­schen Aus­wir­kun­gen abschät­zen zu kön­nen, muss die künf­ti­ge Ver­füg­bar­keit von Grund­was­ser bekannt sein, die mit Hil­fe nume­ri­scher Model­le geschätzt wer­den kann. Im Rah­men eines For­schungs­pro­jek­tes wur­de solch ein nume­ri­sches Modell für die Insel Bon­ri­ki ent­wi­ckelt und mit dem Daten­satz der vor­han­de­nen Salz­ge­halts­mes­sun­gen kali­briert. Das kali­brier­te Modell wur­de dann 30 Jah­re in die Zukunft fort­ge­schrie­ben, wobei bestimm­te Annah­men über künf­ti­ge Nie­der­schlags­mus­ter, Land­nut­zung und Was­ser­ent­nah­me zugrun­de gelegt wurden.

Mit­hil­fe des Modells wur­den ver­schie­de­ne Bewirt­schaf­tungs­sze­na­ri­en getes­tet und mit einem Basis­sze­na­rio für eine ange­nom­me­ne zukünf­ti­ge Nie­der­schlags­ver­tei­lung ver­gli­chen. Im Basis­sze­na­rio wur­de eine drei­jäh­ri­ge Dür­re und eine unver­än­der­te Land­nut­zung ange­nom­men. Es wur­de mit einem Sze­na­rio mit Ent­nah­me­re­gu­lie­run­gen ver­gli­chen, bei dem Brun­nen, die einen Schwel­len­wert für die elek­tri­sche Leit­fä­hig­keit (EC, ein Indi­ka­tor für den Salz­ge­halt im Grund­was­ser) von 1.000 µS/cm über­schrei­ten, abge­schal­tet wer­den und so lan­ge abge­schal­tet blei­ben, bis der EC-Wert unter 900 µS/cm sinkt. Die Abbil­dung zeigt die Ent­wick­lung des EC-Wer­tes über die Zeit. Es ist zu erken­nen, dass die der­zei­ti­gen Ent­nah­me­ra­ten ohne zusätz­li­ches Manage­ment zu einer regel­mä­ßi­gen Über­schrei­tung des Grenz­werts von EC = 1.500 µS/cm füh­ren könn­ten, der von der Gemein­de für Trink­was­ser noch akzep­tiert wird. Das Sze­na­rio der adap­ti­ven Bewirt­schaf­tung ver­rin­gert tat­säch­lich die Aus­wir­kun­gen der Tro­cken­heit auf den Salz­ge­halt des geför­der­ten Was­sers. Auf der Grund­la­ge der nume­ri­schen Simu­la­tio­nen wur­de der kiri­ba­ti­schen Regie­rung eine Rei­he von künf­ti­gen Bewirt­schaf­tungs­op­tio­nen emp­foh­len. Die Stu­di­en mach­ten auch deut­lich, dass ande­re Ent­wick­lun­gen erheb­li­che Aus­wir­kun­gen auf die Süß­was­ser­lin­se haben kön­nen. Die Abhol­zung von Kokos­pal­men im Sep­tem­ber 2015, um Platz für ein Pho­to­vol­ta­ik-Kraft­werk zu schaf­fen, hat zu einer Erhö­hung der Grund­was­ser­neu­bil­dung geführt, was für die Lin­se von Vor­teil ist.