Der aktu­el­le, am 21. März erschie­ne­ne Welt­was­ser­be­richt der Ver­ein­ten Natio­nen rückt das Grund­was­ser ins Ram­pen­licht. Er macht auf die beson­de­re Rol­le des Grund­was­sers bei der Bewäl­ti­gung zen­tra­ler Her­aus­for­de­run­gen unse­rer Zukunft auf­merk­sam – sowohl in Bezug auf eine zuver­läs­si­ge Trink­was­ser­ver­sor­gung und Ernäh­rung als auch im Hin­blick auf wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung und die not­wen­di­ge Anpas­sung an den Kli­ma­wan­del. Dar­über hin­aus skiz­ziert er die gro­ßen Bau­stel­len, die es bei der Erschlie­ßung und nach­hal­ti­gen Bewirt­schaf­tung von Was­ser­res­sour­cen welt­weit noch gibt. Im Fol­gen­den stel­len wir eini­ge aus unse­rer Sicht bemer­kens­wer­te Erkennt­nis­se des 250-sei­ti­gen Berich­tes in kom­pak­ter Form vor.

Grund­was­ser macht etwa 99 % des gesam­ten flüs­si­gen Süß­was­sers auf der Erde aus. Glo­bal stammt die Hälf­te des Was­sers, das für den häus­li­chen Gebrauch ent­nom­men wird, aus Grund­was­ser. Etwa 25 % des gesam­ten für land­wirt­schaft­li­che Bewäs­se­rung ent­nom­me­nen Was­sers ist Grund­was­ser. Mit die­sem wer­den rund 38 % der bewäs­ser­ten Flä­chen der Welt ver­sorgt. Schät­zungs­wei­se knapp 50 % der städ­ti­schen Bevöl­ke­rung welt­weit wer­den mit Grund­was­ser versorgt.

Die Über­nut­zung von Grund­was­ser­re­ser­ven stellt laut dem Bericht in vie­len Regio­nen ein erns­tes Pro­blem dar. Grund­was­ser­spei­cher gel­ten dann als über­nutzt, wenn die Abflüs­se die Neu­bil­dung über­stei­gen. Obwohl auch Kli­ma­schwan­kun­gen und der Kli­ma­wan­del eine Rol­le spie­len kön­nen, ist eine lang­fris­ti­ge Erschöp­fung von Grund­was­ser­spei­chern in den meis­ten Fäl­len auf eine zu hohe Ent­nah­me zurückzuführen.

Grund­was­ser ist in wei­ten Tei­len der Welt die ein­zi­ge prak­ti­ka­ble und erschwing­li­che Mög­lich­keit, um in länd­li­chen Regio­nen eine grund­le­gen­de Was­ser­ver­sor­gung sicher­zu­stel­len. Dies gilt ins­be­son­de­re für Afri­ka süd­lich der Saha­ra und Süd­asi­en, wo gro­ße Tei­le der Bevöl­ke­rung in klei­ne­ren Sied­lun­gen auf dem Land leben. Ande­rer­seits sind in Län­dern Afri­kas süd­lich der Saha­ra die Mög­lich­kei­ten der dort weit­ver­brei­te­ten ober­flä­chen­na­hen Grund­was­ser­lei­ter noch weit­ge­hend unge­nutzt; auf nur 5 % der bewäs­ser­ten Flä­chen wird Grund­was­ser eingesetzt.

Gera­de ange­sichts des Kli­ma­wan­dels bie­tet Grund­was­ser, als natür­li­cher und vor Ver­duns­tung geschütz­ter Spei­cher, ein gro­ßes Poten­zi­al. Eine nach­hal­ti­ge und zukunfts­fes­te Was­ser­ver­sor­gung baut auf ver­schie­de­ne Was­ser­quel­len, die neben Ober­flä­chen- und Grund­was­ser auch Was­ser­wie­der­ver­wen­dung und Was­ser­spa­ren beinhal­tet.
Die Erschlie­ßung des Grund­was­sers kann sich mit Blick auf die wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung in vie­ler­lei Hin­sicht aus­zah­len. Mit Grund­was­ser kön­nen Ern­ten in Dür­re­zei­ten gesi­chert, die bewäs­ser­ten Flä­chen erwei­tert und damit die land­wirt­schaft­li­chen Erträ­ge und die Viel­falt der Anbau­kul­tu­ren erhöht werden.

Der Welt­was­ser­be­richt macht deut­lich, dass einer sol­chen Erschlie­ßung der Grund­was­ser­res­sour­cen kein Man­gel an Grund­was­ser im Wege steht, son­dern viel­mehr ein Man­gel an Inves­ti­tio­nen – vor allem an Inves­ti­tio­nen in Infra­struk­tur, Insti­tu­tio­nen, in die Aus­bil­dung von Fach­leu­ten und in die wis­sen­schaft­li­che Erkun­dung der Ressource.

Der Bericht for­dert, dass die Regie­run­gen Füh­rung und Ver­ant­wor­tung über­neh­men und eine funk­ti­ons­fä­hi­ge Gover­nan­ce auf­bau­en und auf­recht­erhal­ten müs­sen. Dazu gehö­ren die Sicher­stel­lung der Wis­sens­ba­sis, der insti­tu­tio­nel­len Kapa­zi­tä­ten, der Geset­ze sowie der Vor­schrif­ten und ihrer Durch­set­zung. Vor­aus­schau­en­de poli­ti­sche Pla­nung , die Betei­li­gung von Inter­es­sen­grup­pen und eine ange­mes­se­ne Finan­zie­rung sind unerlässlich.

Als ein Kern­pro­blem für eine nach­hal­ti­ge Grund­was­ser­be­wirt­schaf­tung defi­niert der Bericht die Tat­sa­che, dass Grund­was­ser oft als pri­va­te Res­sour­ce ange­se­hen wird. In eini­gen Län­dern ist es eng mit Land­be­sitz ver­bun­den und gilt als Pri­vat­be­sitz, was sei­ne Regu­lie­rung – und gerech­te Ver­tei­lung – erschwert.

Regie­run­gen sind in ihrer Rol­le als Hüter der Res­sour­ce Grund­was­ser uner­läss­lich, ins­be­son­de­re um Grund­was­ser als öffent­li­ches Gut zu sichern. Es obliegt den Regie­run­gen, für eine gerech­te Ver­tei­lung des Zugangs (und etwa­iger Gewin­ne) zu sor­gen und die Res­sour­ce auch für künf­ti­ge Gene­ra­tio­nen zu erhalten.

Hier gibt es den Bericht als PDF (eng­lisch) zum Down­load:
https://www.unesco.org/reports/wwdr/2022/en/download